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«Für die Bienenzucht muss eigentlich jeder Mensch das allergrösste Interesse haben, weil von der Bienenzucht wirklich mehr, als man denkt, im menschlichen Leben abhängt.»

Rudolf Steiner, Dornach, 26. November 1923 GA 351

Der Bien. Bild für eine menschenwürdige Zukunft

Erziehungskunst

Von Karsten Massei, April 2018 für erziehungskunst.de
Wenn Imkerinnen und Imker von ihren Bienen erzählen, lässt das Nichtimker ein wenig ratlos zurück. Sie werden Zeugen einer Begeisterung, die für Laien nur schwer nachvollziehbar ist. Zwischen den Imkern und ihren Bienen besteht offenbar eine besondere Beziehung. Warum ist das so? Und was lässt sich hieraus für unsere Zukunft formulieren?

Es ist offenkundig, dass die Imkerei eine anspruchsvolle Arbeit ist. Doch die Mühen werden durch besondere Erlebnisse belohnt. Man muss nur in die leuchtenden Augen eines Imkers schauen, wenn er von seiner Arbeit berichtet, von der Honigernte, vom Einfangen eines Schwarmes oder davon, wie er die jungfräuliche Königin tüten – so der Fachausdruck – gehört hat!

Und da ist noch mehr. Ich habe mit Imkern gesprochen, die unumwunden zugaben, die Bienen hätten ihr Leben gerettet. Ein älterer Mann erzählte mir, er habe als Verdingbub einzig bei dem Bienenvolk, das ihm der Meister überlassen hatte, Trost gefunden. Später hätte er immer Bienen gehabt. Manche Imker zählen die Bienen zu ihren wichtigsten Lehrmeistern. Sie hätten unbedingt zu ihrer charakterlichen Entwicklung beigetragen. Manchmal hat man den Eindruck, Imker verdanken den Bienen mehr, als sie mit Worten sagen können. Die Annahme, der Mensch stehe über den Tieren, konnte ich nie teilen. In früheren Zeiten wurden Tiere als Vermittler zwischen den Welten wahrgenommen, die dem Menschen zur Seite gestellt sind, um ihn auf seinem Weg auf der Erde zu begleiten. Man schaute zu ihnen auf, weil man fühlte oder wusste, dass in ihnen eine Weisheit lebt, die der Mensch mit den Kräften seines Bewusstseins nur schwer erreichen kann. Sie sind nicht wie er aus dem großen Lebenszusammenhang herausgefallen, sondern stehen mitten darin.

In jedem Tier lebt immer auch etwas, das über den Menschen hinausweist. Es zeigt ihm etwas von sich, das er auf seinem Weg zur Menschwerdung zurücklassen musste. Der Mensch erlebt sich als autonome und sich selbst bestimmende Persönlichkeit. Dadurch hat er den Zusammenhang mit dem Kosmos, der Natur, verloren. Den Tieren ist es nicht möglich, diesen Zusammenhang zu verleugnen, dafür ist ihnen aber auch nicht möglich, sich zu autonomen Wesen zu entwickeln.

>> zum ganzen Bericht auf erziehungskunst.de

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DER MENSCH UND DIE BIENEN

von Peter Selg / Johannes Wirz (Hg.)

Die Publikation veröffentlicht die Beiträge der Tagung der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz «Der Mensch und die Bienen»:

Über das Wesen der Bienen. Rudolf Steiners Arbeitervorträge (Peter Selg)
Die Not der Bienen ist die Not der Menschen (Johannes Wirz)
An der Grenze (Johannes Sturm)
Aufmerksamkeit (Karsten Massei)
Bienen und Mensch (Michael Weiler)
Eine Stiftung für die Bienen (Thomas Radetzki)

Eine Essenz der Tagung und dieser Publikation ist: Eine Welt, in der die Bienen nicht mehr leben können, ist auch eine Welt, in der dasjenige fehlt, was für den Menschen das Wichtigste ist. In der Not der Bienen zeigt sich die Not des Menschen.

2015, 144 Seiten, 3 Abb., Broschur, ISBN 978-3-905919-66-0, CHF 24.50 / EUR 22

Wir möchten darauf hinweisen, dass im Verlag Lebendige Erde ein Buch mit dem gleichen Titel erschienen ist.
Siehe www.der-bienenfreund.de
ISBN ist 978-3-921536-60-5 / EUR 15 (ggf. zzgl. Versand)

 

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«Der Mensch und die Bienen» ist mehr als ein Imkerbuch. Vielmehr wendet sich Michael Weiler an alle, die auf irgendeine Weise von den Bienen fasziniert sind und nun mehr über diese kleinen Insekten erfahren wollen. Michael Weiler ist Imker und Lehrer, erfahrener Beobachter und genauer Erzähler. Er nimmt den Leser mit zu seinen Bienen und berichtet von all dem, was es dort zu beobachten und zu erleben gibt. So kann auch der Leser teilhaben am geheimnisvollen und wunderbaren Leben der Bienen.
Am Ende ist nicht nur der Wissensdurst gestillt, sondern unmerklich und leise hat sich auch der Blick verändert. Der Leser wird mit anderen Augen und auch anderen Gefühlen durch die Welt der Bienen und der Blüten wandern.